[Essen] Eine beeindruckende Erfolgs-Bilanz für die Saison 2019 zog Intendant Franz Xaver Ohnesorg zum Abschluss des Klavier-Festivals Ruhr: „Erneut ist es gelungen, die besten und vielversprechendsten Pianisten unserer Zeit in weltweit einmaliger Dichte einzuladen, und so verdanken wir unseren Künstlern wiederum eine schier unglaubliche Folge geradezu magischer Konzerte“, so Ohnesorg bei einer Pressekonferenz am 19. Juli in Essen. Mit 61 Konzerten auf 34 Podien in 23 Städten erreichte das Klavier-Festival Ruhr über 50.000 Besucher, davon allein 9.500 bei der ExtraSchicht in Bochum und Hattingen. „Mit 34 ausverkauften Konzerten erarbeitete sich das Festival erneut eine Bestmarke.“
Die inhaltliche Leitlinie „Living Legends“ und „Rising Stars“ richtete 2019 den Blick auf die Biografien der Künstler und stellte Verbindungen zwischen den Generationen und zwischen Menschen verschiedener Herkunft her. Viele der 89 auftretenden Pianisten würdigten in kurzen Stellungnahmen in den Programmheften die Rolle Europas für ihren Lebensweg und ihre künstlerische Entwicklung. Als Hauptsponsor des Klavier-Festivals Ruhr 2019 unterstrich die RWE AG den hohen Stellenwert der vor 31 Jahren ins Leben gerufenen traditionsreichen Konzertreihe.
Das Klavier-Festival Ruhr als kulturelles Leitprojekt des Initiativkreises Ruhr bleibt auch im kommenden Herbst mit hochkarätigen Künstlern präsent: Am Mittwoch, 20. November 2019, kommen mit Martin Helmchen (Klavier) und Franz Peter Zimmermann (Violine) zwei erstklassige Kammermusiker in die Stadthalle Mülheim, um dort ihren dreiteiligen Zyklus mit sämtlichen Sonaten für Violine und Klavier von Ludwig van Beethoven abzuschließen. Im Advent spielt Ran Jia auf Schloss Gartrop in Hünxe: Das Weihnachtskonzert in stilvollem Rahmen am 15. Dezember war schnell ausverkauft; glücklicherweise konnte am Samstag, 14. Dezember 2019, 17 Uhr ein Zusatztermin ermöglicht werden, für den noch Karten erhältlich sind. Zum Auftakt des Beethoven-Jahres gibt am Montag, 13. Januar 2020 Daniel Barenboim ein weiteres Mal dem Klavier-Festival Ruhr die Ehre eines Auftritts und spielt in der Historischen Stadthalle Wuppertal ein Konzert mit den vier Sonaten op. 14/1, op. 7, op. 54 und op. 111.
Erneut war das Klavier-Festival Ruhr 2019 in wichtigen Metropolen der Rhein-Ruhr-Region wie Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Mülheim sowie in Wuppertal präsent. Erstmals bespielte das Festival die Erich-Göpfert-Stadthalle in Unna mit einem Konzert der Extraklasse: Der weltweit gefragte Pianist Lars Vogt interpretierte das B-Dur-Klavierkonzert Wolfgang Amadeus Mozarts KV 595 und dirigierte die Neue Philharmonie Westfalen in der „Linzer“ Sinfonie KV 425.
In Essen spielten in 12 umjubelten Konzerten weltbekannte Pianisten wie Krystian Zimerman, Khatia Buniatishvili, Evgeny Kissin und Martha Argerich mit ihrem langjährigen Duo-Partner Mischa Maisky. Die WDR Big Band Köln mit der Jazz-Legende Fred Hersch und ihrem „Composer in Residence“ Vince Mendoza riss die Zuhörer in der Philharmonie von den Stühlen. Aufstrebende junge Pianisten und Sieger internationaler Wettbewerbe wie Changyong Shin oder Nicolas Namoradze zeigten, dass sie dass sie nicht ohne Grund Preisträger bedeutender internationaler Wettbewerbe sind.
Ein denkwürdiges Ereignis war die Uraufführung der ersten Klaviersonate des 82jährigen amerikanischen Komponisten Philip Glass als Auftragswerk u.a. des Klavier-Festivals Ruhr. Die Premiere des brandneuen Werks im ausverkauften Salzlager der Kokerei Zollverein geriet zum Triumph für den persönlich anwesenden Komponisten und für die umjubelte Pianistin Maki Namekawa. Einen überaus herausragenden Auftritt verdankt das Festival auch in diesem Jahr dem großen Alfred Brendel, der sich für seine Lesung – sein 27. Auftritt beim Festival – Kit Armstrong als musikalischen Partner gewünscht hatte.
In Bochum waren im Anneliese Brost Musikforum Ruhr sechs Konzerte zu erleben, beginnend mit dem gefeierten Daniel Barenboim, der im Januar einen Abend mit Beethoven-Sonaten gestaltete. Das Eröffnungskonzert am 7. Mai 2019 sollte eine der legendären Größen der weltweiten Pianisten-Szene bestreiten: Doch der 95jährige Menahem Pressler musste seinen Auftritt in Bochum wegen einer Infektion absagen. Aus langjähriger Verbundenheit mit dem Klavier-Festival Ruhr erklärte sich Daniel Barenboim bereit, für Menahem Pressler einzuspringen und eröffnete das Festival 2019 mit einer Hommage an seinen langjährigen Freund, mit dem er 1954 seinen ersten Duo-Abend in Tel Aviv gegeben hatte. Das Programm würdigte erneut Ludwig van Beethoven, den Komponisten-Jubilar des Jahres 2020, und wurde zu einem umjubelten Auftakt des Festivals.
Bei der Nacht der Industriekultur bot das Festival erneut 31 Studierenden des Fachs Klavier an den nordrhein-westfälischen Musikhochschulen bei einem KlavierMarathon in der Jahrhunderthalle Bochum ein großes Publikum. Gleiches gilt für fünf Jazz-Studierende bei Auftritten in der Henrichshütte in Hattingen.
Bereits im Februar zeigten Grund-, Förder-, Realschüler und Gymnasiasten aus Bochum mit den Pianisten Fabian Müller und Lorenzo Soulès das künstlerische Ergebnis des ersten inklusiven Tanzprojekts, das vier Bochumer Schulen gemeinsam mit dem Education-Team des Klavier-Festivals Ruhr entwickelt haben. Die Solo-Recitals von Emanuel Ax und Igor Levit wurden ebenso gefeiert wie die charismatischen jungen Pianisten Arthur und Lucas Jussen, die gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern unter Steven Sloane das Publikum zu standing ovations verführten. Die beiden Brüder sprangen für Khatia und Gvantsa Buniatishvili ein, die ihren Auftritt leider absagen mussten.
In Dortmund debütierte in der vom Publikum begeistert angenommenen attraktiven Spielstätte im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern die Niederländerin Gile Bae, die für die erkrankte Mariam Batsashvili eingesprungen war. Das Dortmunder Konzerthaus hieß mit Hélène Grimaud die seit 1991 mit dem Klavier-Festival Ruhr verbundene, einfühlsame Pianistin mit einem sehr persönlich konzipierten Programm mit herzlichem Beifall willkommen. Mit Till Brönner, dem Pianisten Jacob Karlzon und dem Bassisten Dieter Ilg standen diesmal drei international renommierte Jazzer auf dem Podium des Konzerthauses.
Drei hochkarätige Abende in Düsseldorf rissen das Publikum zu Ovationen hin: Das sympathische Geschwisterpaar Christina und Michelle Naughton aus den USA eröffnete den Reigen der Konzerte im Robert-Schumann-Saal, gefolgt von einem wunderbar feinsinnig gespielten Schubert-Abend von Sir András Schiff und einem umjubelten Duo-Konzert: Martin Helmchen und Frank Peter Zimmermann verzauberten die Zuhörer mit Temperament und Stilsicherheit im zweiten Teil ihres drei Abende umfassenden Zyklus aller Sonaten für Violine und Klavier Ludwig van Beethovens.
Duisburg gehört nicht nur musikalisch zu den Schwerpunkten des Klavier-Festivals Ruhr im Ruhrgebiet: Bei zwei Präsentationen im Landschaftspark Nord zeigte das Education-Team des Klavier-Festivals Ruhr die Ergebnisse seiner nunmehr elfjährigen Arbeit in Duisburg-Marxloh, in die nun alle Schulen dieses Stadtteil eingebunden sind. Mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter James Gaffigan demonstrierte der polnische Pianist Rafał Blechacz seinen perlend-intimen Zugang zu Wolfgang Amadeus Mozart. Im Lehmbruck Museum kombinierte der dem Festival und seiner Education-Arbeit seit langem verbundene Pianist Lorenzo Soulès seinen Solo-Abend mit einer halbstündigen Performance zweier Marxloher Schulklassen, die sich ein Schuljahr lang tänzerisch und musikalisch mit George Benjamins Piano Figures beschäftigt hatten. Auf diese Weise erhielt das Konzertpublikum eine vitale und kurzweilige Einführung in das Werk und erlebte auch, wie zeitgenössische Musik Kinder und Jugendliche erreichen und zu eigener Kreativität animieren kann.
Spitzenpianisten konnte das Publikum in der Stadthalle in Mülheim genießen: Marc-André Hamelin bewies mit seinem großartigen Recital, dass er mit Recht zur absoluten Weltspitze der Pianisten zählt; der zurecht für seine klugen Programme gerühmte Jeremy Denk widmete sich Variationen der deutschen Romantik und der amerikanischen Gegenwart, und Joseph Moog, einer der spannenden Pianisten der jungen Generation, verzauberte im Abschlusskonzert des Festivals mit Werken aus Deutschland und Frankreich.
Mit fünf Konzerten bildete die Historische Stadthalle Wuppertal erneut einen Konzert-Schwerpunkt des Festivals. Die Erstaufführung der Fantaisie concertante für Violoncello, Klavier und Orchester op. 69 mit dem altgriechischen Titel „Eros athanatos“ des 1968 geborenen Schweizer Komponisten Richard Dubugnon als Auftragswerk u.a. des Klavier-Festivals Ruhr erklang mit Jean-Yves Thibaudet am Flügel, dem Cellisten Gautier Capuçon und dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Michael Sanderling. Mit Grigroy Sokolov war erneut einer der weltweit bewunderten Pianisten in Wuppertal zu Gast und bereitete magische Momente überwältigenden Klavierspiels. Auch der junge Kanadier Jan Lisiecki erhielt mit seinem Programm „Night Music“ enthusiastischen Beifall. Und Chilly Gonzales sorgte zum Abschluss der sechs Konzerte umfassenden JazzLine des Festivals für ein ausverkauftes, vor Begeisterung kochendes Haus.
In Wuppertal steht am 13. Januar 2020 bereits das nächste Konzert auf dem Programm, wenn Daniel Barenboim mit Sonaten Ludwig van Beethovens das Jubiläumsjahr zum 250.Geburtstag des Komponisten einläutet.
Der Preis des Klavier-Festivals Ruhr ging 2019 an den großartigen Jazzpianistin Michel Camilo, der in Recklinghausen gemeinsam mit seinem Trio sein Publikum in die fröhlich-virtuose Welt seines von lateinamerikanischen Rhythmen und Motiven inspirierten Jazz entführte.
Mit seiner Education-Arbeit engagiert sich das Klavier-Festival Ruhr kontinuierlich in Duisburg-Marxloh, einem sozialen Brennpunkt im Norden der Stadt, um dort Kinder und Jugendliche langfristig musikalisch zu fördern und bei der Entwicklung kreativer, sozialer und persönlicher Fähigkeiten zu unterstützen. Inzwischen werden in ganzjährigen Projekten sämtliche Marxloher Schulen erreicht und miteinander vernetzt. Insgesamt wurde in diesem Schuljahr über 650 Grundschüler, Förderschüler und Gesamtschüler erreicht, die Musik von George Benjamin bis George Gershwin in kreative eigene Klang- und Bewegungswelten umsetzten und in zwei ausverkauften Präsentationen im Landschaftspark Nord in Duisburg dem begeisterten Publikum vorstellten. Mit einem Studientag unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer, in Zusammenarbeit mit Duisburger Schulen und den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung Duisburg und Düsseldorf unter dem Titel „Vielfalt als Chance und Herausforderung“ am 3. Juli 2019 versuchte das Klavier-Festival Ruhr, der Problematik des Lehrermangels konstruktiv zu begegnen und zugleich den Blick auf die Potentiale langfristiger kultureller Bildungsarbeit zu richten.
Auch die bereits im Jahr 2006 vom Klavier-Festival Ruhr initiierte Little Piano School bzw. der KlavierGarten zur musischen Bildung von Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren konnten 2019 ihre Arbeit erfolgreich weiterführen: An der Folkwang Musikschule Essen sowie in 16 Kindertagesstätten in Dorsten, Essen, Gladbeck und Marl werden über 350 Kinder ganzjährig auf fantasievolle und spielerische Weise an die Musik und das Klavierspiel heranführt.
Das Klavier-Festival Ruhr 2020 findet von 21. April bis 11. Juli 2020 statt. Das Frühbucher-Angebot für das Festival 2020 wird ab Mitte November verfügbar sein und rechtzeitig angekündigt.
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