Dank der großzügigen Spenden der Stadt Ennepetal, der Sparkasse-Ennepetal-Breckerfeld, der AVU, des Hegering Gevelsberg e.V. und einiger privater Sponsoren gelang es uns, dem Hegering Ennepetal e.V. noch in dieser Saison eine Drohne mit Wärmebildkamera zur Kitzrettung anzuschaffen.
Schon seit einiger Zeit sparte der Hegering Ennepetal e.V. auf diese Anschaffung zur Kitzrettung. Corona bedingt kamen die Spenden nur zögerlich und der Kauf verzögerte sich.
Der Hegering nahm am AVU EN Krone Engagementwettbewerb teil und durfte sich am 28.Mai über die Preisverleihung der Publikums-Voting-Krone freuen. Mit 777 Stimmen aus dem Publikum konnten wir den Preis der Herzen gewinnen und durften uns auf eine finanzielle Unterstützung für unser Projekt freuen. Vielen Dank an die Unterstützer dieser spannenden Aktion.
Am 20.06.2020 morgens um 5.30 Uhr war es soweit, die Drohne sollte erstmalig starten. Einen Tag vorher kam die telefonische Anfrage eines Jagdaufsehers bei der Hegeringleiterin Beate Flockenhaus. Die Bauern, welche aus Tierschutzgründen verpflichtet sind nach Kitzen und Jungtieren abzusuchen, wollten die Wiesen mähen. Der Jagdbeständer/Pächter und der Jagdaufseher helfen gerne bei der Suche und arbeiten mit dem Hegering zusammen. Die Hegeringleiterin stellte ein Team aus mehreren Piloten, Co-Piloten und Buschleuten (die eigentlichen Retter) zusammen. Die zu bearbeitenden Wiesen wurden vorher auf Google Earth inspiziert, um sicher zu stellen, dass die Drohne hier starten darf. Wir müssen uns strikt an die Vorgaben des Luftfahrtbundesamtes halten und müssen das Gelände vor dem Start checken. Sollte die zu bearbeitende Fläche es hergeben, so kann man die Drohne vorher programmieren, um diese selbstständig fliegen zu lassen. Bei schrägem und unwegsamem Gelände muss der Pilot die Drohne manuell fliegen.
Kurz vor Sonnenaufgang wird die Technik an der ersten Wiese aufgebaut und der erste Drohnenflug gestartet. Alle sind voller Erwartung und können es kaum abwarten, ein potentielles Kitz, dargestellt als winziger orangener Punkt, auf dem zweiten Display zu erspähen. Leider ohne Erfolg. Einige Wiesen werden abgeflogen, doch kein Kitz zu finden. Mehrfach wird eine kleine Wärmequelle ausgemacht und die hochmotivierten Helfer starten mit ihren Wäschekörben und Stäben zur Fixierung des Korbes, um das Kitz zu retten. Wahrscheinlich war es Restwärme und die Jungtiere sind schon vorher geflüchtet. Die Retter stehen direkt vor einem winzigen Kitz und können es kaum sehen. Der Co-Pilot sucht ausgiebig an der angezeigten Stelle und nur durch die Einweisung der Buschleute, wird das Kitz gefunden. Die Buschleute tragen Gummihandschuhe und haben Gras in den Händen, damit das Kitz keinen menschlichen Geruch annimmt. Das Kitz selbst ist geruchslos, damit es vor Feinden geschützt ist. Es duckt sich und bleibt ruhig liegen. Die Helfer tragen das Kitz vorsichtig an den Waldrand und legen es geschützt unter den Wäschekorb und befestigen diesen am Boden mit Stäben, damit es nicht wieder in die zu mähende Wiese zurück läuft.
Nach dem Mähen wird der Bauer oder weitere Helfer die Kitze sofort wieder befreien.
Auf einer anderen Wiese finden wir ein schon größeres Kitz, welches vor uns in den Wald flüchtet. Hier wird mit Stäben und Flatterband abgeflattert, damit es nicht vor dem Mähen zurück kommt.
Nach unserer erfolgreichen Suche starten wir hochmotiviert zur letzten Wiese für heute.
Die Akkus der Drohne sind fast leer, aber die letzte Wiese ist nicht so groß, da werden 10 Minuten Akkuzeit noch reichen.
Ein Pilot startet die Drohne und steuert diese mit guten Sichtverhältnissen vom Hochsitz aus. In wenigen Minuten hat er das erste Kitz ausgemacht und die Retter starten mit ihren Körben. Kaum angekommen und gerettet, finden der Pilot und Co-Pilot das zweite Kitz. Es ist schon etwas größer und flüchtet zunächst ein paar Meter, es wird nachgesucht und gerettet. Schon findet die Drohne das dritte Kitz in der Wiese. Die Akkuzeit läuft ab und alle sind sehr angespannt, ob wir es noch schaffen.
Auch dieses Kitz können wir sicher an den Waldrand bringen, es schreit laut nach der Ricke.
Die Glücksgefühle fahren Achterbahn und dennoch sind wir sehr angespannt, da die Akkulaufzeit aufgebraucht war und wir nicht wissen, ob wir alle Kitze gefunden haben. Noch sind wir Anfänger bei der Kitzsuche, haben wir alles richtig gemacht? Können wir uns auf die Technik verlassen? Der Kopf schwirrt, aber die Glücksgefühle überwiegen. Bis 8.00 Uhr morgens waren wir schon sehr sportlich unterwegs, haben ca.8600 Schritte gemacht und 4 Leben retten können. Mittags kommt dann die Bestätigung des Bauern, wir haben gut gearbeitet, er ist sehr zufrieden mit unserem Team. Es waren keine weiteren Kitze in den Wiesen.
Am nächsten Morgen geht die Kitzsuche um 4.30 Uhr los. Nach dem Aufbau und der Besprechung startet die Drohne um 5 Uhr. Mehrere Wiesen werden abgesucht, leider ohne Erfolg. Wieder die Ungewissheit, ob wir alles richtig gemacht haben. Die Drohne findet etwas Verdächtiges, die Helfer starten mit den Körben. Ein dampfender Kuhfladen wird als Wärmequelle ausgemacht. Die Drohne arbeitet sicher. Erst am Mittag kommt wieder die Bestätigung. Alles gut, keine Kitze in den Wiesen. Prima Arbeit geleistet! Allein der wundervolle Sonnenaufgang über Ennepetal war es an diesem Morgen wert, so früh aufgestanden zu sein.
Beate Flockenhaus
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!