Uns erreicht die bestürzende Meldung von der Stiftung Klavier-Festival Ruhr, ” Franz Xaver Ohnesorg †”, die wir Ihnen hier im übersandten Wortlaut übermitteln. Ein wunderbarer Mensch ist von uns gegangen, der für die Musik, sein Werken und Wirken unvergesslich bleiben wird. Viele Jahre durfte unsere Redaktion ihn und seine Inszenierungen begleiten. Es war immer ein herausragendes Erlebnis und ein musikalischer Hochgenuss. Welch großer Verlust.
Wir wünschen der Familie und allen Nahestehenden viel Kraft und Liebe.
Redaktion NRW-Mosaik
Essen. Mit drei stark besetzten Benefizkonzerten wollte Franz Xaver Ohnesorg seine Ära als Intendant des Klavier-Festivals Ruhr abschließen. Am Dienstagabend ist er nur wenige Tage vor seinem für den 25. November geplanten Abschiedskonzert im Alter von 75 Jahren völlig überraschend gestorben. Franz Xaver Ohnesorg leitete das Klavier-Festival Ruhr seit 1996. Die Vorbereitungen für das Festival 2024 wurde mit seiner Unterstützung mit Beginn des Jahres 2023 in die Hände der neuen Intendantin Katrin Zagrosek gelegt.
Der Stiftungsrat und das Kuratorium der Stiftung Klavier-Festival Ruhr und das Mitarbeiterteam des Festivals haben die Nachricht vom Tod Franz Xaver Ohnesorgs fassungslos und erschüttert aufgenommen. Unsere Gedanken sind bei der Familie und den vielen engen Freunden unseres langjährigen Intendanten.
Franz Xaver Ohnesorg war ein leidenschaftlicher Musikmanager, ein begeisterter Entdecker und Förderer von Künstlern, ein charismatischer Netzwerker und vielen musikalischen Mitstreitern ein enger und verlässlicher Freund. Als Intendant und Stiftungsvorstand des Klavier-Festivals Ruhr hat er es nicht nur verstanden, Jahr für Jahr außergewöhnliche Festivalprogramme zusammen- zustellen, es ist ihm auch in unermüdlicher Arbeit gelungen, das gänzlich privat finanzierte Festival auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen. Sein besonderes Engagement galt der Nachwuchsförderung. Zahlreichen jungen Künstlern hat seine frühe Unterstützung den Weg zur Weltkarriere geebnet. Sein Einsatz für sozial Benachteiligte manifestierte sich in dem von ihm initiierten und permanent weiterentwickelten, mehrfach preisgekrönten Education-Programm des Festivals. Sein Enthusiasmus, seine Kreativität, seine verbindliche Freundlichkeit, seine Verlässlichkeit und Loyalität werden fehlen.
Am 25. November 2023 wollte Franz Xaver Ohnesorg sich bei einer Benefiz-Gala in der Philharmonie Essen mit zahlreichen weltbekannten Künstlern, darunter Martha Argerich, Anne-Sophie Mutter und Lang Lang, von seinem Publikum verabschieden.
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Ina Brandes: „Mit Franz Xaver Ohnesorg verlieren wir einen leidenschaftlichen Künstler und Kulturmanager, der sich wie kaum ein Zweiter unschätzbare Verdienste für die Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens erworben hat. Sein Engagement für das Klavier-Festival Ruhr ist ein bleibender Schatz, der Strahlkraft weit über Nordrhein-Westfalen entwickelt hat. Unsere Gedanken sind heute bei seiner Familie.“
Franz Xaver Ohnesorg studierte nach seiner Ausbildung zum Flötisten an der Münchner Universität Betriebswirtschaft und im Studium Generale Musik- und Theater- wissenschaften sowie Kunstgeschichte. Als junger Orchesterdirektor der Münchner Philharmoniker gewann er 1979 Sergiu Celibidache als neuen Generalmusikdirektor. Ab 1983 gestaltete er als Gründungsintendant der Kölner Philharmonie 16 Jahre lang deren singuläre Erfolgsgeschichte. 1994 rief er zudem mit der MusikTriennale Köln ein Festival ins Leben, das als “Klang eines Jahrhunderts“ ursprünglich ganz der Musik der Gegenwart gewidmet war. Anfang 1999 folgte er der wiederholt ausgesprochenen Einladung Isaac Sterns, um als erster nicht-amerikanischer Executive and Artistic Director die Leitung der Carnegie Hall in New York zu übernehmen. Nach zweieinhalb Jahren akzeptierte er schließlich den Ruf des Berliner Senats und kehrte als Intendant der Berliner Philharmoniker nach Europa zurück. Zum Ende der Ära Claudio Abbado wirkte er u.a. maßgebend an der Umwandlung des Orchesters in eine Stiftung mit und bereitete so die Regentschaft des neuen Chefdirigenten Sir Simon Rattle vor.
Als Anfang 2003 sämtliche Verträge für die erfolgreiche Praxis der Stiftung und auch deren Finanzierung erarbeitet waren, kehrte er wieder ganz ins Rheinland zurück. Von dort aus lenkte er schon seit 1996 als Künstlerischer Leiter das Klavier-Festival Ruhr und entwickelte es, getragen vom Initiativkreis Ruhr, während der letzten Jahre zum inzwischen weltweit bedeutendsten Klavierereignis. Zum 1. Juni 2005 wurde Franz Xaver Ohnesorg zudem zum Geschäftsführer des Initiativkreises Ruhr und damit auch zum Intendanten des Klavier-Festivals Ruhr berufen. In dieser neuen Rolle restrukturierte er die Organisation des Klavier-Festivals Ruhr und schuf so die Voraussetzung für den seitdem deutlich verstärkten wirtschaftlichen Erfolg des Festivals. Auf dieser Basis konnte der Initiativkreis Ruhr zum Ende des Kulturhauptstadtjahres 2010 die Gründung der Stiftung Klavier-Festival Ruhr beschließen, um so den dauerhaften Bestand des kulturellen Leitprojekts des Initiativkreises Ruhr zu sichern. Zum 1. Januar 2011 wurde Franz Xaver Ohnesorg als Intendant des Klavier-Festivals Ruhr deshalb zudem zum Vorstand der Stiftung Klavier-Festival Ruhr und zum Geschäftsführer der Klavier-Festival Ruhr Sponsoring und Service GmbH ernannt.
In einer Reihe von Ehrenämtern engagierte er sich u.A. im Vorstand des Zentralen Dombau-Vereins in Köln, als Vorsitzender des Kuratoriums der Kulturstiftung Kölner Dom, als Vorsitzender des Kölner Kammerorchester e.V., als Mitglied des Organisations- komitees der Beethoven Competition in Bonn sowie als Senior Counsellor der American Academy in Berlin.
Zum Ende seiner 16jährigen Tätigkeit für die Kölner Philharmonie verlieh ihm der Aufsichtsrat der KölnMusik GmbH den Ehrentitel „Gründungsintendant der Kölner Philharmonie“. Für seine Arbeit als Intendant der Kölner Philharmonie wurde er bereits im Jahr 1994 mit der Dr. Kurt Neven DuMont-Medaille ausgezeichnet, der zahlreiche Ehrungen bürgerschaftlicher Vereinigungen folgten. 1997 erhielt er den Sonderpreis des Echo-Klassik und 1998 die Verdienstmedaille des Deutschen Komponistenverbandes.
Das Land Nordrhein-Westfalen ernannte ihn 1999 zum Professor. Die Republik Österreich verlieh ihm für sein langjähriges idealistisches Wirken beim Lockenhauser Kammermusikfest schon 1993 das Verdienstkreuz für Wissenschaft und Kunst, dem 2002 wegen seines Einsatzes für die Wiener Philharmoniker der Orden 1. Klasse folgte. Beim Deutschen Musikrat wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste zeichnete ihn 2003 mit der Wilhelm-Hausenstein-Ehrung für Verdienste um kulturelle Vermittlung aus und begründete dies mit „seiner Entdeckerfreude, seiner Sympathie für Experimente und seinem strengen Blick auf Kompetenz und Substanz“.
Die von ihm initiierte Education-Arbeit des Klavier-Festivals Ruhr wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 2022 der Landespreis Kulturelle Bildung NRW und 2016 der ECHO Klassik.
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