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Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
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Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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Laubabfuhr in Gevelsberg
Die Technischen Betriebe der Stadt Gevelsberg weisen darauf hin, dass in der nächsten Bio-Woche (26.11.2018 – 29.11.2018) die nächste Laubabfuhr am jeweiligen Abfuhrtag stattfindet.
Die Bürger/Innen werden gebeten, das Laub in kompostierbaren Papiertüten bzw. Kartons bereitzustellen.
Die Papiertüten können bei den TBGev sowie im Rathaus an der Bürgerinfo für
0,50 € erworben werden.
Strauch- oder Gehölzschnitt sowie Plastiktüten mit Laub befüllt werden nicht mitgenommen.
Innere Welten [MGH Ennepetal]
Die allegorischen Zeichnungen der Renate von Charlottenburg
Das Mehrgenerationenhaus bietet am 10. Dezember um 19 Uhr einen künstlerischen Abend für alle kunstinteressierten Bürgerinnen und Bürger, Eltern und pädagogisches Personal an, das Interesse an künstlerischer Bildungsarbeit hat.
Neben einer Kurz-Ausstellung der Bilder von Renate von Charlottenburg wird es eine Einführung in die symbolreiche, märchenhafte Bilderwelt durch den Galeristen Ludwig Föllen geben.
Die städtischen Kindertagesstätten setzen seit Jahren Holzspielzeug aus dem „Atelier lila“ in ihrer pädagogischen Arbeit ein, das von der Künstlerin Renate von Charlottenburg entworfen wird.
Ihre Bilder sind sehr lebendig, regen zum Nachdenken und Philosophieren an, sind sowohl für Kinder als auch für Erwachsene eine Inspiration und regen dazu an, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen.
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Markthändler verteilen auch dieses Jahr wieder Stutenkerle
[Ennepetal] Auch in diesem Jahr werden auf den Ennepetaler Wochenmärkten durch die Markthändler wieder die beliebten Stutenkerle verteilt.
Die Aktion, die durch Marktmeister Siegfried Schluszas von der Deutschen Marktgilde organisiert wird, findet am Dienstag, 4. Dezember, in Voerde und Donnerstag, 6. Dezember, in Milspe statt.
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Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
Aktionswoche bietet jede Menge interessante
Programmpunkte
In Gevelsberg setzt man vom 05. bis 11. November wieder ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und
jedwede Form von Gewalt. Im Rahmen eines Pressegespräches stellte Bürgermeister Claus Jacobi, am 15. Oktober, gemeinsam mit zahlreichen Akteuren, das offizielle Programm für die 11. Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt vor.
Foto: André Sicks
Gevelsberg: Nachdem man im vergangenen Jahr voller Stolz die zehnte „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ ausgerichtet hatte, wollen die engagierten Bündnispartner auch im neuen Jahrzehnt Sorge dafür tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammen leben können. Und dafür wurde für den Zeitraum vom 05. bis 11. November 2018 (und darüber hinaus) „ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird“ sagte Bürgermeister Claus Jacobi bei der offiziellem Vorstellung. Die Mischung aus Altbewährtem und neuen Thematiken spiegelt so eine Vielfalt wider, die die Bevölkerung aufs Neue ermutigen soll, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.
Vielschichtiges Programm
Am 05. November wird es eine Lesung in der Stadtbücherei geben, bei der Firas Alshater sein neues Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas erkundet ein merkwürdiges Land“ vorstellen wird. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, bei dem der seit fünf Jahren in Deutschland lebende syrische Flüchtling und YouTube-Star mit seinem Besteller „Ich komme auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ das Publikum begeisterte, hinterfragt er auch diesmal wieder rätselhafte Dinge des Lebens, die nicht einmal die Deutschen selber verstehen.
Dr. Heiner Sasse referiert am 7. November ab 18:30 Uhr über die Entstehung und Auswirkungen von Macht, Gewalt und entsprechenden Ideologien. Dabei wird er auch die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die damit verbunden sind, auf psychoanalytischer Basis unter Einbeziehung wichtiger Nachbardisziplinen vorstellen und besprechen.
Mehmet Daimagüler, Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess, thematisiert am 08. November um 19:00 Uhr im Café DIAlog der VHS die Fragen, ob der deutsche Sicherheitsapparat eine lückenlose Aufklärung der NSU-Mordserie verhindert hat, der Verfassungsschutz Verantwortung für die Verbrechen der Neonazis trägt und die Polizeibehörden jahrelang in eine falsche Richtung ermittelten, weil ihr Denken zum Teil rassistisch durchsetzt war. Mit seinem Buch „Empörung reicht nicht“ appelliert er daher auch an alle, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Bereits ab 18:00 Uhr werden sich einige Akteure vom Aktionsbündnis Zivilcourage bei einem Markt der Möglichkeiten präsentieren und für Gespräche, Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Mit einer vielschichtigen Solo-Performance bringt die aus Ghana stammende Schauspielerin Gifty Wiafe, am 09. November um 19:30 Uhr im filmriss Kino den Perspektivwechsel Ghana/Deutschland, Deutschland/Ghana auf die Bühne. Sie paart dabei Humor, Herz und Hirn mit Tanz, Gesang und Erzählungen und. hält den Besuchern mit viel Augenzwinkern einen Spiegel vor.
Zum Abschluss der Aktionswoche wird die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gegen Menschen jüdischen Glaubens, mit dem ehemaligen 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen, Otto König, als Hauptredner, am 11. November ab 11:00 Uhr auf dem Waldfriedhof stattfinden, wo vor 50 Jahren ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus aufgestellt wurde. Erstmalig möchte man an dieser Stelle ein deutliches Zeichen für die Gegenwart und Zukunft setzen, dass in Gevelsberg kein Platz für undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut ist. Dem aber nicht genug, auch nach Ende der regulären Aktionswoche wird es noch einige spannende Veranstaltungen geben.
Veranstaltungen auch über die Aktionswoche hinaus
So präsentiert der Gevelsberger Heimatverein, als neuer Bündnispartner, am 13. November um 19:00 Uhr in der Heimatstube eine Autorenlesung mit Dr. med. Reinhold Busch. In seinem jüngst veröffentlichten Buch, schildert er den Aufstieg zweier Brüder der jüdischen Familie Rosenthal zu stolzen Kaufhausbesitzern und geachteten Mitgliedern der Gesellschaft. Ihre 18 Kinder und deren Ehegatten gründen weitere Kaufhäuser, unter anderem auch in Gevelsberg, und Fabriken, bis die Machtergreifung Hitlers 1933 ihrem Streben ein Ende setzte.
Mit dem Programm „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ unterstützt die Landesregierung NRW die Vorbeugung zur Radikalisierung von Jugendlichen. Mit einem öffentlichen Vortrag möchte die AWO Integrationsagentur EN allen interessierten Bürgern und Multiplikatoren dieses Programm am 15. November ab 15:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle einmal näher vorstellen.
Am 16. November wird zudem dann noch der palästinensisch-syrische Musiker Aeham Ahmad um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu Gast sein. Als „Pianist in den Trümmern“ erlangte er 2014/15 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Yarmouk – während des Bürgerkriegs in Syrien – internationale Bekanntheit.
Weiterführende Schulen engagieren sich
Natürlich werden auch in diesem Jahr zahlreiche Schulklassen in die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt” mit eingebunden. Egal ob sie an den „Statt-Rundfahrten“ teilnehmen, am Gymnasium den „Kindern des Widerstandes“ Gehör schenken, bei einer Theateraufführung dem dramatischen Protokoll einer Radikalisierung lauschen oder sich im Rahmen eines Kinoseminars zum Thema „Nationalsozialistische Filmpropaganda“ informieren, kommende Generationen sollten das Geschehene niemals vergessen. Auch wenn sie vielleicht oftmals verlauten lassen, dass dies doch alles vor ihrer Zeit passiert wäre. Doch gerade in der heutigen Zeit zeigt sich immer wieder, zeigen, dass der Sprung aus der Vergangenheit zur Gegenwart ein sehr geringer ist. Nur wer Zivilcourage zeigt, setzt sich für demokratische und freiheitliche Werte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung ein. Ein solches Verhalten beginnt
allerdings schon im Kleinen und betrifft alle Bereiche des Zusammenlebens, wie auch den Freundeskreis und die Schule. Während der Aktionswoche präsentieren daher Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Gevelsberg Sketche zum Thema Zivilcourage, um Grundschülerinnen und Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, zu geben.
Die Gemeinschaftshauptschule Gevelsberg wird als Schule ohne Rassismus, erstmalig im Rahmen der Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, ein Kreativprogramm anbieten, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Buttons zu gestalten, in denen sich unter anderem das Logo der Aktionswoche, sowie das Logo „Schule ohne Rassismus“ wiederfinden. Außerdem können sie mit Fingerfarbe ein Plakat gestalten, bei dem sie mit ihrem persönlichen Handabdruck ein klares Statement gegen Rechts und für eine bunte Schule setzen.
Gefördert wird die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und zeigt, dass sämtliche Veranstaltungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass in Gevelsberg ein Klima an Offenheit herrscht.
André Sicks
Am 12. Oktober 2018 überreichte das Jugendforum Gevelsberg einen Scheck in Höhe von
600 Euro an die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Gevelsberger Tafelladen.
Foto: André Sicks
Gevelsberger Jugendforum zeigte soziales
Engagement
Gevelsberg: Dass man in Gevelsberg einer kulturellen Vielfalt und engagierten, neuen Ideen offen gegenüber steht, ist unlängst bekannt. Darum war es auch für viele Einzelhändler eine Selbstverständlichkeit, den „GEVELSBEUTEL – Bags for good“, einen bedruckten Jutebeutel, der vom Jugendforum Gevelsberg – mittels einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ – an den Start gebracht wurde, an ihre Kundschaft zu verteilen. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ war auf einer Tasche zu lesen. Auf einer anderen ließ man das Wort „Freiheit“, aufgeführt in zahlreichen Sprachen, für sich sprechen. Zwei Statements, mit denen das Jugendforum ein klares Zeichen gegen jedwede Art von Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit innerhalb der Bürgerschaft setzte und zusätzlich auch noch einen Beitrag zur ökologischen
Nachhaltigkeit lieferte.
Das Gevelsberger Jugendforum ist ein Instrument zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an demokratischen Partizipationsprozessen im Rahmen der „lokalen Partnerschaft für Demokratie in Gevelsberg“. Es wurde 2015 von der DIA gGmbH, bei der die externe Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angesiedelt ist, ins Leben gerufen.
Freude bei der Gevelsberger Tafel
Womit jedoch niemand rechnete, war, dass das Engagement dieser Jugendlichen, die sich ursprünglich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zusammengeschlossen hatten, um sich für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt und Menschenfeindlichkeit einzusetzen, weit darüber hinaus ging. Und so brachten sie den Einzelhändlern nicht nur einen „GEVELSBEUTEL“, um damit bei den Kundinnen und Kunden für eine kulturelle Vielfalt und gegen Rassismus zu werben, sondern auch eine Spendenbox, um darüber hinaus Geld für einen sozialen Zweck zu sammeln.
Diese wurde von den Bürgerinnen und Bürgern fleißig gefüttert, so dass eine beachtliche Summe zusammenkam. Vor einigen Tagen wurden nun die letzten Spenden von den Geschäftsleuten an den Leiter des Gevelsberger Jugendforums, Marc Busch, übergeben. Da sich einige Mitglieder des Jugendforums in den Sommerferien 2017 bereits beim Gevelsberger Tafelladen engagiert
und damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützt hatten, war unter den Mitgliedern relativ schnell geklärt, was nun mit dem Geld passieren sollte. Es wurde einstimmig beschlossen, dass man mit den eingenommenen Spenden in Höhe von 600 Euro dem Gevelsberger Tafelladen unter die Arme greifen wolle. Denn während ihrer Unterstützung in den Sommerferien haben die Jugendlichen einen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Liebe, Herzblut und Freude sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer darum kümmern, dass den bedürftigen Menschen geholfen wird.
„Ein solches soziales Engagement verdient unseren größten Respekt“, sagte Marc Busch bei der Übergabe des Schecks an die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jugendlichen betonten außerdem, wie wichtig es ist, dass eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist, damit die mehr als 80 Menschen auch weiterhin das wöchentliche Angebot des Tafelladens an der Hagener Straße 89a (Eingang auf der Rückseite am ehemaligen Haufer Bahnhof) nutzen können. Den ehrenamtlichen Helfern war es zum Abschluss des Treffens ein großes Anliegen, hervorzuheben, wie dankbar sie für diese Unterstützung sind. „Es ist schon eher selten, das gerade junge Leute solch ein so tolles Engagement für ihre bedürftigen Mitmenschen zeigen.“
Neue Mitglieder willkommen
Das Jugendforum lebt vom Mitmachen, es lebt von jungen Menschen, die Lust haben sich für Zivilcourage, Akzeptanz und eine vielfältige Stadt zu engagieren. Alle Jugendlichen, die Ideen haben, die sie an ihrer Schule, in ihrem Viertel oder allgemein in Gevelsberg verwirklichen möchten, sind herzlich eingeladen zu einem der nächsten Treffen in der VHS. „Wann genau wir uns treffen kann man auf unserer Facebook-Seite oder über unseren Instagram-Account erfahren.“
André Sicks
Beeindruckende Ausstellung einer aussergewöhnlichen Künstlerin neigt sich dem Ende zu
[la] Es ist nun schon eine geraume Zeit her, als am 9. September 2018 im Finanzcenter der Sparkasse Gevelsberg-Wetter wieder einmal eine besondere Kunstausstellung eröffnet wurde.
Clarissa S. Bruhn stellte einem interessierten Publikum unter dem Titel “Abdruck und Berührung” Werkgruppen ihrer letzten Arbeiten vor, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandergesetzt hatte. hre wunderschönen Keramikfiguren definieren die Bildnisskulpturen auf eine neue Art.
Bei ihren Werken fällt eine Portraitähnlichkeit auf, die andererseits eine archetypische Figürlichkeit vorweist. Durch ihre Arbeiten mit verschiedenen Erden erhalten die Figuren eine faszinierende, gleichfalls aber auch irritierende Wirkung. Es ist eine Einmaligkeit, die man niht so leicht bei Arbeiten anderer Künstler vorfindet. 20 Aquarelle und Pastelle, sowie 25 Skulpturen regen den Betrachter an, sich mit dieser besonderen Art der Darstellung persönlich auseinanderzusetzen.
Anlässlich der Vernissage begrüßten Stefan Biederbeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, besonders die extra aus Basel angereiste Clarissa S. Bruhn.
Scott Lawton und Joachim Drux vom Landespolizeiorchester an Keyboard und Klarinette untermalten die Vernissage mit wundervollen Melodien.
Stefan Biederbick betonte zudem, dass es der Stadt und der Sparkasse Gevelsberg-Wetter durchaus wichtig ist, dass Kunst und Kultur auch für die Kleinsten begreifbar ist und lobte daher den Einsatz von Annette von Bruch, die wieder einmal von der Malschule Maldumal mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen der Gevelsberger Grundschulen und der Förderschule mit pädagogischem Begleitprogramm die Ausstellung besichtigen und später eigene Kunstwerke aus verschiedenen Materialien – angelehnt an die Arbeiten der Künstlerin – anfertigen werden. Diese werden dann bei einer Finissage am 12. Oktober um 15:00 Uhr im Gevelsberger Rathaus ausgestellt.
Schon zum 16. Mal war als Kurator Günther Troll dabei, der die Künstlerin und ihre Werke in besonderer Weise zu würdigen wusste.
Wir danken ihm, dass er uns seine beeindruckende Rede zur Veröffentlichung übersandt hatte. Für uns ist es sehr wichtig, jede Facette dieser Künstlerin zu erfassen, was uns durch die Bereitwilligung von Günther Troll gelungen ist. An dieser Stelle unseren Dank an den Kurator.
Nun neigt sich diese Ausstellung ihrem Ende zu. Bis 5. Oktober 2018 können noch interessierte Kunstliebhaber, die bisher nicht den Weg in die Sparkasse Gevelsberg-Wetter gefunden haben, zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse die Kunstwerke eingehend betrachten.
Rede Günther Troll zu Clarissa S. Bruhn
[Günther Troll]
Sehr geehrte Gäste,
Unter dem Titel “ABDRUCK UND BERÜHRUNG” stellen wir Clarissa S. Bruhns Arbeiten vor. Die Ausstellung berücksichtigt Werkgruppen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzte. Keramikfiguren definieren die Bildnisskulptur neu. Ihr bildhauerisches Konzept ist die Porträtähnlichkeit einerseits und die archetypische Figürlichkeit andererseits. Trotz des großen Realitätsgrades der Figuren, die farbige, engobierte Fassung und nicht zuletzt das Arbeiten mit verschiedenen Erden, verleiht den Figuren eine faszinierende und irritierende Wirkung, fast unwirklich und entrückt. Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit durchdringen sich in einem künstlerischen Konzept, zwischen Tradition und Avantgarde. Seit vielen Jahren widmet sie ihr gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen gelingt es ihr, die Figur als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen.
Als ich mit den Terracotta-Figuren begann, so Clarissa S. Bruhn, kam hinzu, dass diese ja durch den Brand die Farbe wechselten. Ich begann mit verschiedenen farbigen Erden die Skulptur zu gestalten, fasziniert auch von den Möglichkeiten verschiedener Oberflächen-strukturen, da verschiedene Erden sich unterschiedlich verhalten. Schon die Griechen nutzten in unnachahmlicher Kunstfertigkeit verschiedenfarbige Erden und die Möglichkeit durch Sauerstoffentzug beim Brennen, diese zu verwandeln, für die Gestaltung ihrer Phoren. Farbe auf Skulpturen ist also uralt.
Die Köpfe der Skulpturen von C. S. Bruhn, sind losgelöst aus allem weiteren Geschehen, der surreale Ausdruck hält einen Moment der inneren Empfindung fest, steht still. Die Axialität und Formalität der Darstellung gewährleisten die formale Dichte der Charakteristika des Individuums. Wir schauen die Gesichter an und erkennen etwas, was auch in uns existiert.
Zurückgeworfen auf das Wahrnehmen selbst, wendet sich der Blick wie selbstverständlich auch nach innen, eröffnet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion, zum meditativen Beobachten des eigenen Seins.
Zweifellos ist sich C.S. Bruhn um die suggestive Kraft ihrer Skulpturen bewusst, und dies nicht nur aufgrund der sich an der Distanz des Betrachters ergebenden optischen Zwängen, sondern vor allem aus dem Bestreben, dem Betrachter die Ursprünglichkeit einer Idee, die am Ende nur noch abgeschwächt zum Ausdruck kommt, zu vermitteln.
Sie verleiht dem Kopf in der Wahrnehmung eine bannende Lebendigkeit. Der Betrachter beschwört im Nachvollzug der Arbeit, der sehenden und gestalterischen Künstlerin die rätselhafte Präsenz des Mitmenschen erneut herauf. Diese mit immer neuer Intensität zu gestalten, ist das grosse Ziel.
Viele Ihrer Büsten sind ursprünglich Porträts. Sie werden jedoch durch die axensymetrische Haltung wieder entindividualisiert – was zum Teil diesen Ausdruck der “Ruhe” hervorruft. Die Möglichkeit eine Figur in einen atmosphärischen, bildhaften Zusammenhang zu bringen – ist es ihr “einen Raum zu geben”. So entwickelte sie ihre “Figur-Raum-Idee”, die in ihren kleinen ausgestellten Maquetten (Häuser) als Terracotta zu sehen sind. Gestalten wachsen aus den den Wänden oder tauchen in sie wieder hinein. Verlassene Gegenstände stehen in dreiseitig begrenztem Raum, so entsteht ein ausdruckvolles Wechselspiel zwischen Figur, Raum und Wand. Alles bildhafte hat etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
Dazu äussert sich C.S.Bruhn wie folgt:
“Meine plastische Arbeit ist, zunächst unverändert in die Theaterarbeit eingeflossen, umgekehrt hat die Theaterarbeit keine Wirkung auf meine plastischen Themen. Theater ist Sprache und Bewegung. Plastik ist zur Ruhe gekommener unendlicher Moment”.
Ihre Skulpturen: Schiffe, Häuser und Grablegungen sind eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins, dem Woher und Wohin, dem Leben nach dem Tod, in sehr expressiv künstlerischen Ausführung. Sie eröffnen dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Beziehung von Leben und Tod. In der plastischen Umsetzung ihrer Schiffe spielt der Gedanke an die griechische Mytlogie eine bedeutende Rolle – Die Figur des Fährmann’s – Charon der Fährmann, geleitet mit dem Schiff, die Seelen der Toten über den Fluß Acheron zum Eingang der Unterwelt.
Diese Figur des Fährmanns fand auch immer wieder Eingang in die Kunst. In Dantes “Göttlicher Kommödie”, geschrieben im 14. Jahrhundert, ist es der Fährmann der “Dante und Vergil” über den Fluß bringt. Die Skulpturen-Häuser, im eigentlichen Sinne, sind Häuser der Heilung, in ihnen spielt die rituelle Waschung, das reinigende Ritual, das auch in unserer christlichen Kultur, und allen Kulturgemeinschaften der Welt praktiziert wird, eine wichtige Rolle. Wichtig für das Weiterleben im Jenseits, war die Unversehrtheit des menschlichen Körpers. Die Grablegungen sind der letzte Aggregatzustand des Menschen, danach bleibt nur noch Geist und Seele. Alle diese Werke strahlen eine eigenartige Zerbrechlickeit aus. Sich selbst fremd und eigenartig beziehungslos und doch nicht, scheinen sich diese Skulturen im Raum zu bewegen.
Clarissa Bruhn’s Zeichnungen und Aquarelle haben etwas surreales, sie sind Stationen einer inneren Reise zu den Grenzen, die das Bewusstein vom Unbewussten trennen. Sie stellen eine einzigartige künstlerische Leistung dar, bei der symbolische Bilder, als Zeichen einer persönlichen Sprache verwendet werden.
Ihr Thema, das Bild des Menschen und der existenziellen Not. Körper als Figur im Raum, als Erscheinung auf der Bühne eines absurden Theaters, als Objekt der Begierde, als Projektionsfläche oder Masstab der Dinge. Wichtig für Clarissa S. Bruhn ist die Bedeutung des prozesshaften – sowohl in ihrem Denken wie Arbeiten. Die Vielseitigkeit ihrer bildhauerischen Formfindung machen den Zauber ihrer Skulpturen aus. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in das bildhauerische Schaffen der Künstlerin, das sich in beständiger, produktiver Wechselwirkung zwischen freier Arbeit und Theaterarbeit weiterentwickelt.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ein paar Worte zur Künstlerin:
[Günther Troll]
Als Bildhauerin steht Clarissa S. Bruhn in der Familientradition Ihrer berühmten Großtante “Rene Sintenis”, die in den 20-Jahren zusammen mit Käthe Kollwitz zu den bedeutensten internationalen Bildhauerinnen gehörte, die als eine der ersten Frauen an der Berliner Akademie eine Professur für Bildhauerei innenhatte und durch ihre emanzipierte Persönlichkeit eine der meist fotografierte Künstlerpersönlichkeit der Weimarer Republik war. Eines ihrer bis Heute bekanntestes Werk, ist der “Berliner Bär” der jedes Jahr zu den Filmfestspielen in Berlin verliehen wird. Ihr Mentor war der international bekannte Galerist Alfred Flechtheim. Zu Ihrem Freundeskreis gehörten Persönlichkeit wie, Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke, Andre Gide, Asta Nielsen, Albert Einstein, Max Liebermann, sie war Förderin von Joachim Ringelnatz etc.
Clarissa S. Bruhn in Stuttgart geboren. 1965-1966 Studium an der Ecole des Arts Decoratives de Geneve, Skulptur bei Professor Stanulis. 1968-1974 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Berlin, Bildhauerei bei den Professoren Bernhard Heiliger und Kenneth Armitage. Meisterschülerin bei Professor Joachim Schmettau. 1974 Stipendium des DAAD für Florenz, betreuender Professor Florino Bodini, Gastatelier in der Villa Romana. 1976-1995 Skulpturen, Theaterarbeit: Plastiken, Kostüme, Objekte und Bühnenbild. 1986-2000 Lehrtätigkeiten. 2000-2017 freie Arbeit im Atelier und Ausstellungen in London, Wien, Insbruck.
Ihr gesamtes Schaffen widmet die Künstlerin der Auseinandersetzung mit der Materialität und Wahrnehmung der menschlichen Figur. Wie wenigen, gelingt es ihr, die “Figur” als künstlerisches Medium sinnlich und geistig erlebbar zu machen. Das Wechselspiel zwischen Figur, Materialität und Raum ist was sie interessiert. Alles bildhafte hat bei ihr auch etwas mit Raum zu tun. Hier liegen schon die ersten Anfänge für ihre spätere Theaterarbeit, diese Ideen in lebensgrosse Fassung zu bringen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1976 der international bekannte Regisseur Peter Stein, auf sie aufmerksam wurde. Peter Stein und Andere, ließen wie in den 20er und 30er Jahren eine Tradition wieder aufleben, bildende Künstler, Entwürfe für Bühnenräume und Ausstattungen, der damaligen Avantgarde Theater anzufertigen. So auch heute aktuell in Bayreuth, für die Wagner-Oper “Lohengrin”, mit dem Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy.
Er holte die Bildhauerin an sein Theater, die Schaubühne am Helleschen Ufer, Berlin, um für seine grossen Shakespeare Produktionen in den CCC-Studios, Skulpturen zu machen. Diese Arbeiten schlossen Kostüme mit ein, die sich aber meist aus der Plastik entwickelten, sowie Teile des Bühnenbildes, die Enviroment Charakter hatten. Das war dann auch für Clarissa S. Bruhn der Beginn ihrer bildhauerisch, künstlerischen Tätigkeit für das Theater. Die Liste ihrer nun folgenden Auftragsarbeiten und Zusammenarbeit mit Theatern liest sich dann auch wie das “Who is Who” der besten Theater-Regisseure und Theater-Bühnen.
AUSZUG:
1978 Große Ausstellung im “Haus der Kunst, München”. 1979 Freie Volksbühne Berlin, “Platonov”, Regie: Luc Bondy, Schillertheater “Antigone”, 1980 Schaubühne am Lehninger Platz, “Orestie”, Regie Peter Stein, Herstellung der Erynnien, plastische Aufbauten aus schwarzem Gummi mit Öl und Kaolin überzogen. 1980 bis 1981 BMW-Museum, “Zeitsignale”, Konzept Wilfried Minks und Eberhard Schöner. 62 lebensgroße Plastiken in verschiedenen Technik und Materialien, von realistischen Polyesterplastiken über Gips, mit Papier überklebten Figuren bis hin zu genähten, stark abstrahierten Gebilden. 1981 Schaubühne, “Der blaue Boll” von Barlach, Regie: F.P. Steckel, Kostüme und Plastiken. 1982 Schillertheater, “Stella”, Regie: E. Wendt, Kostümausstattung. 1983 Schauspielhaus Hamburg, Puntila”, Regie: F.P. Steckel, Expressiv bemalte Filzkostüme. 1984 Schauspielhaus Hamburg, “Troerinnen”, Regie: Erich Wendt. Auf die Schauspieler aufgebaute Kostüme, aus Mull gewickelt, mit Lehm und Farben bestrichen, Krusten, Häute und archaische Hüllen. Zum Teil vor jeder Vorstellung neu hergestellt. 1988 Schauspielhaus Hamburg. Für Wilfried Minks ein Stück, das nur aus zehn lebensgroßen Plastiken bestand, die auf der Bühne installiert waren und auf die sprechende Gesichter projiziert wurden. Die Gesichter der Figuren waren so geschliffen, dass die Projektion den Eindruck hervorrief, es handele sich um lebendig sprechende Menschen. 1990 Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Regie: Luc Bondy, verschiedene plastische Arbeiten. 1986 bis 2000 zusätzliche Lehrtätigkeiten. 2000 bis 2017 freie Arbeit im Atelier in der Lüneburger Heide und Stuttgart. Ausstellungen in London, Barbican Centre, Wien und Insbruck. Theaterarbeiten in Berlin und der Schweiz.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Hier noch einige Fotos der Vernissage –
Alle Fotos (c) Linde Arndt
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