
Auf dem Foto von links: 1.Anne Peter / 2.Cornelia Eggert, Vorstand und stellv. Stiftungssprecherin / 3.Felicitas Erfurt-Gordon / 4.Lothar Feldmann, Vorstand und Stiftungssprecher / 5.Wilhelm Erurt Stiftungsgründer / 6.Michael Treimer, stellv. Beiratsvorsitzender / 7. Gabriele Weidner / 8. Alexander Schäfer / 9. Heike Rudolph, Beiratsvorsitzende / Foto: Linde Arndt
[LA] Ende April hatte die Wilhelm-Erfurt-Stiftung für Kultur und Umwelt, Schwelm, die Presse ins Haus der Lebenshilfe in Schwelm eingeladen. Die letzte Einladung zu einem Pressetermin war im Jahre 2014.
Die Stiftung war 1996 als unselbstständige Stiftung des Verschönerungsvereins, in dem Anne Peter damals Vorsitzende war, gegründet und ist seit 2016 selbstständige Stiftung.
Eigentlich war geplant, im 25. Jahr, also 2021, einen weiteren Termin anzuberaumen, um diesen besonderen Termin zu benutzen, den Beirat im Einzelnen vorzustellen, insbesondere aber die umfangreichen Aktivitäten aufzuzeigen, die bis dahin unternommen worden waren. Leider machte Corona dieser Planung einen Strich durch die Rechnung und so war nun endlich der Wunsch und die Gelegenheit, es nachzuholen.
Somit waren am 27.4.2023 der komplette Beirat in der jetzigen Besetzung, vor allem aber Wilhelm Erfurt, der Gründer und Ehrenvorsitzende anwesend, was mit großem Beifall von allen begrüßt wurde. Immerhin war es aufgrund des hohen Alters des über 90-jährigen Philanthropen und auch einer nicht immer stabilen Gesundheit eine besondere Würdigung, dass er sich zu diesem Termin auf den Weg gemacht hatte.
Eröffnung der Versammlung
Lothar Feldmann als Vorstand und Stiftungssprecher eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: “Stiftungen unterstützen in der Regel Aktivitäten Dritter, um deren Wirken zum Wohle der Öffentlichkeit noch sichtbarer zu machen.”
Feldmann hob besonders hervor, dass es nicht Selbstwirken ist, sondern die Auswahl der unterstützenden Projekte sorgfältig erfolgt, denn als Erfurt Stiftung für Kultur und Umwelt, Schwelm, schaue man schon sehr genau hin, ob die Projekte der Antragsteller, wirklich dazu passen.
Eigene wirtschaftliche Interessen werden keinesfalls gefördert.
Lothar Feldmann stellte kurz das Team des aktuellen Beirats vor und kündigte an, dass über die Tätigkeitsbereiche der Einzelnen noch ausführlich berichtet würde. Dann bedankte er sich bei Wilhelm Erfurt, bevor er diesem das Wort übergab, für sein Erscheinen, lobte all die vielen Dinge, die durch seine Entscheidung realisiert werden konnten und sagte “Unser Dank ist größer, als vorstellbar.”
Nicht mehr operativ im Geschäft,
aber nach wie vor mit Herzblut dabei
Wilhelm Erfurt sagt: “Ich bin operativ nicht mehr dabei. Ich könnte jetzt sagen, alles gut gelaufen, ich ziehe mich zurück. Es interessiert mich alles noch, aber ich begreife, dass ich nicht mehr an vorderster Front bin, obwohl das Loslassen nicht einfach ist. Ich stehe aber nach wie vor hinter der Stiftung.”
Er lobte das tolle Team, freute sich über die vertrauensvolle Zusammenarbeit und betonte, dass alle wichtigen Entscheidungen immer einstimmig entschieden werden. Er bedankte sich noch gesondert bei Heike Rudolph, die die Jahresausgabe des Heimatvereins für Schwelm erstellt hatte, die auch den Pressevertretern zur Information übergeben wurde.
“Dieses Werk betrifft einen Teil meines Wirkens und da steckt so viel drin. Ich bin zufrieden und glücklich”, so Erfurt.
Der Beirat und seine Aktivitäten
Lothar Feldmann berichtete, dass zu den Stiftungsgeldern des Gründers von einigen Privatpersonen Mittel für Spendenzwecke übergeben wurden. So hatte Anne Peter die aufgrund Ihres 60. Geburtstages statt Geschenken gespendeten 1.090,00 Euro für Stadtbäume eingebracht. Der Neffe des Stiftungsgründers, Henrik Erfurt, stellte sein Geschenkgeld zum 50. Geburtstag in Höhe von 4.000 Euro für das Projekt “Aufforstung von Hecken in Linderhausen” der Stiftung zur Verfügung.
Nicht unerwähnt dabei soll bleiben, dass Lothar Feldmann selbst bei seinem Ausstieg aus dem Amt als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse zu Schwelm bat, statt Geschenke einen Betrag zu stiften. So kamen nahezu 10.000 Euro zusammen, die er für die Finanzierung von Musikschulunterricht für Flüchtlingskinder und Hilfen bei sozialen Härtefällen Schwelm zur Verfügung stellte.
Nun wurde über die bisherigen Aktivitäten berichtet.
Es war schon ein ziemlich beeindruckendes Zeugnis ihres immensen Wirkens, was da an Förderungen oder Unterstützungen alles vorgetragen wurde.
Cornelia Eggert hatte die Themen vor der Veranstaltung katalogisiert, da sind Kultur, Bücher, Konzerte, Natur, Nachhaltigkeit, Bäume, musikalische Förderung, aber auch solitäre Projekte wie Haus Martfeld, wofür Herr Erfurt sich schon immer stark engagiert hat und das auch jetzt durch die Stiftung in vielen Bereichen berücksichtigt wird
“Einige Projekte waren von den Beiratsmitgliedern nahegelegt worden, welche Schwerpunkte der Beiratsmitglieder betreffen.”, so Feldmann.
Es war ihm noch wichtig zu erklären, dass alle ehrenamtlich, ohne Honorar und ohne Aufwandsentschädigung für die Stiftung tätig sind.
Die Neuen
Neu im Beirat, der lt. Aussage von Wilhelm Erfurt eine sehr freundschaftliche Verbundenheit aufgebaut hat, ist seine Enkelin – Felicitas Erfurt-Gordon. Sie ist seit Sommer 2022 dabei und gibt dem Beirat wichtige neue Impulse. Sie freut sich, so die Verbindung zur Familie aufrechtzuerhalten, da sie eine große Bewunderung für die bisher geförderten Projekte hat. Nachhaltigkeit und Jugendförderung liegen ihr besonders am Herzen. Eine neue Anregung von Felicitas Erfurt-Gordon ist auch
die Erstellung einer eigenen Homepage der Stiftung, über die die Schwelmer Bürger und Außenstehende intensiver informiert werden können und über die ein enger Kontakt zur Außenwelt geschaffen werden kann.
Ebenfalls neu dabei und mit großem Applaus von den Anwesenden begrüßt, der Schwelmer Alexander Schäfer, Lehrer am Märkischen Gymnasium mit den Fächern Biologie, Chemie und Geografie. Seine Schwerpunkte liegen nach eigenen Angaben
im Bereich von Projekten für Bildung, nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz.
Ein Projekt wurde gerade aufgelegt, indem der Asphalt an einer Stelle des Schulhofes aufgebrochen wurde, um einen Baum zu pflanzen. Alexander Schäfer ist aber auch mit Schülern intensiv in der AG Stolpersteine tätig und ihre bisherigen Aktionen, egal welcher Art, sind inzwischen auch weit über die Schule bekannt. Er sieht sich als eine Art Bindeglied zwischen den Generationen.
Dann folgten die bereits seit Längerem zum Beirat gehörenden Mitglieder.
Wenn es nun weiter um das Thema Umwelt geht, so ist die Reihe an Michael Treimer, dem ehemaligen Leiter der Hauptschule West und Gründer der Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz. Nach seiner Aussage hatte Wilhelm Erfurt schon früh erkannt, was besonders wichtig war und was erst jetzt allgemein in der Öffentlichkeit in diesem Sinne an Wert gewonnen hat. Hierbei erwähnte er die Anschaffung der „Mobilen Waldschule“, in der es Natur- und Umweltschutz zum Anfassen und Mitmachen gibt. Ein bedeutendes Projekt der Erfurt-Stiftung.
Augenblicklich liegt ihm besonders die Innenstadtbegrünung am Herzen. Die Aktion “Stadtbaum” ist ausnahmsweise kein unterstütztes Projekt anderer, sondern ein operatives Geschäft der Stiftung. Michael Treimer wusste in anschaulicher Art den Anwesenden nahezubringen, wie viel Mehrwert eine ausreichende Begrünung der Innenstadt als klimagerechte Stadtentwicklung bedeute und in welcher besonderen Weise die Pflanzung und besondere Bewässerung dieser Bäume gestaltet würde. Das Projekt “Zukunft Stadtbaum” wurde gemeinsam mit dem renommierten Wissenschaftler Dr. Markus Streckenbach, Leiter des Sachverständigenbüros für naturbelassene Vegetation, realisiert.
Dann ein besonderes Thema: Gesellschaftskritischer Blick wie z.B. Unterstützung der AG Stolpersteine, eine Arbeitsgemeinschaft des Märkischen Gymnasiums, wo Jugendliche sich sehr souverän mit den Verbrechen der Nazizeit an Kindern auseinandersetzen.
Ein weiteres Thema für die Gruppe war während Corona, dass sich Corona-Leugner wie Sophie Scholl verfolgt fühlten, nur weil sie nicht an Corona glaubten und sich nicht impfen lassen wollten.
Cornelia Eggert warf ein, dass die Jugendlichen sich auch sehr mit Rassismus auseinandersetzen und dass es immer noch ein starkes Thema ist.
Die Arbeit der Jugendlichen findet starke Beachtung und wird daher auch weiter unterstützt.
Das Thema Kultur
Dann kam Gabriele Weidner zu Wort. Sie ist die Leiterin der Musikschule und hat ihr ganzes Herzblut in diesen Bereich gelegt. Gabriele Weidner hält die Musikschule für eine wichtige kulturelle Säule der Stadt, insbesondere im Hinblick auf den jetzt eingeschlagenen Weg der kinderfreundlichen Kommune. Egal, ob es das JEKI-Projekt, jedem Kind sein Instrument ist, oder ob es um die durch die Erfurt-Stiftung finanzierten Instrumente geht, die an Kinder leihweise ausgegeben werden.
Die Erfurt-Stiftung hat die Musikschule da von Anfang an unterstützt. Vornehmlich bei Kindern aus sozial schwachen Familien, wo sich die Familie den Unterricht nicht leisten kann. Ebenso aber seit 2016 die Unterstützung der vielen Flüchtlingskinder. Der Zulauf sowohl der Kinder als auch der Erwachsenen war sehr groß, da sie in der Musik auch eine Möglichkeit sahen, mit anderen in Verbindung zu kommen.Gabriele Weidner sagte: „ Es sind immer noch welche von damals dabei, aber es kommen auch Neue aus der Ukraine oder anders woher dazu. Sie sind bei uns herzlich willkommen. Sprachschwierigkeiten werden durch entsprechendes Personal schnell überwunden.“-
Lothar Feldmann wusste dazu noch beizutragen, dass von der Musikschule aus auch immer hervorragende Konzerte arrangiert werden.
Anne Peter vom Verein für Heimatkunde Schwelm wusste voller Emotionen aus ihrem Bereich viel über die durch die Erfurt-Stiftung aufgegriffenen und unterstützen Projekte zu berichten.
Eine Reihe heimischer Autorinnen und Autoren haben eine Geschichte verfasst, in der zwei Kinder und ein Senior die Geschichte Schwelms in Vergangenheit und Gegenwart bei einem Rundgang durch Schwelm erzählen.
Da wäre auch das Projekt “Altes neu entdeckt!”-von 2013 bis 2020 fanden 6 – 8 Veranstaltungen pro Jahr statt. Eine Vortragsreihe, die im Haus Martfeld für ein hoch interessiertes Publikum zum absoluten Dauerbrenner wurde.
Weiter geht es mit “Martfeld von Jahr zu Jahr”. In dieser Broschüre stellten Anwohner von Haus Martfeld sich mit ihren vielseitigen Freizeitangeboten vor. Die Resonanz war großartig.
Ein absolutes Highlight ist aber immer noch die wunderbar restaurierte historische Bibliothek im Haus Martfeld. Wie unter anderem im Verein für Heimatkunde Schwelm e.V. nachzulesen, umfasst die Historische Bibliothek Haus Martfeld rund 2.500 Bände mit 1.800 Titeln. In ihrer Zusammensetzung und aufgrund der Herkunft der Bücher ist sie von sehr großem Wert. Die ältesten Titel der Bibliothek sind: Bibel, Straßburg 1535; Luther: [Annus Christi]. Ca. 1530 und Luther: [Annus Christi]. Ca. 1550. Mit seiner aufwändigen Ausstattung zählt das 1625 in Frankfurt gedruckte Kräuterbuch des Tabernæmontanus zweifelsfrei zu den attraktivsten Exemplaren der Historischen Bibliothek Haus Martfeld.
Ebenfalls durch die Erfurt Stiftung wurde es möglich, die außergewöhnliche Fossiliensammlung Zimmermann zu erhalten. Die “Sammlung Zimmermann” belegt im Grunde, dass Schwelm in früheren Erdzeitaltern im Bereich eines Riffs gelegen haben muss.
Lothar Feldmann wusste noch zu erzählen, dass sie vor der Pressekonferenz zusammen auf dem Friedhof Oehde gewesen waren. Dort war vor einiger Zeit eine “Ruhmes-Wiese” für berühmte Schwelmer Bürger entstanden. Nun sind die Gedenktafeln mit einem
QR-Code versehen, sodass jeder mit seinem Handy sämtliche Informationen über den Verstorbenen nachlesen kann.
Es war eine außergewöhnliche Pressekonferenz mit so viel Input, dass man überwältigt war von allem, was ein Mensch bewirken kann, mit seiner Lebensentscheidung und mit dem richtigen Team an seiner Seite, welches seinen Spirit weiterträgt.
Schwelm kann sich glücklich schätzen, dass es diesen Stifter und seinen sorgfältig ausgewählten und zusammengestellten Beirat an seiner Seite hat.
Linde Arndt für NRW-Mosaik aus Schwelm
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Hier können Sie sich den Beitrag auch vorlesen lassen
:Beiratsvorstellung_und_Aktivitäten_der_Wilhelm_Erfurt_Stiftung
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